Volkshilfe Österreich
Ruth Schink
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Mehr Familien suchen um Unterstützung aus Kindergesundheitsfonds an
Zahlreiche Studien belegen, dass sich Armut negativ auf die Gesundheit von Kindern auswirkt. Beginnend im Säuglings- und Kleinkindalter. Je früher Entwicklungsverzögerungen und chronischen Erkrankungen vorgebeugt werden, desto besser. Die Volkshilfe unterstützt hier aktiv mit ihrem Kindergesundheitsfonds. Darüber hinaus fordert sie längst fällige strukturelle Verbesserungen im Therapiebereich.
Der Fonds Kinder.Gesundheit.Sichern unterstützt armutsgefährdete Kinder und Jugendliche bei unterschiedlichen gesundheitlichen Anliegen. Durch die Teuerung hat der Fonds deutlich mehr Anträge von Familien erhalten. Im letzten Jahr waren es rund doppelt so viele, wie wir unterstützen konnten. Der größte Bedarf liegt nach wie vor im Bereich Therapien. Etwa ein Drittel aller Anträge fällt in diesen Bereich.
Größter Bedarf im Bereich Therapien
Am meisten nachgefragt sind Unterstützungen für Ergotherapie und Logopädie. Eine Rolle spielen aber auch Therapien zur Förderung von Kindern mit der Diagnose einer Autismus-Spektrum-Störung, sowie Psychotherapien oder Trauerunterstützung.
Ein konkretes Beispiel zeigt, woran es mangelt: Bei einem 8-jährigen Mädchen wurde vor einigen Jahren eine Entwicklungsverzögerung und ADHS diagnostiziert, weshalb sie sich in psychotherapeutischer Behandlung befindet. Von der betreuenden Therapeutin wurde eine regelmäßige Teilnahme am heilpädagogischen Reiten empfohlen. Durch die Reittherapie verbesserten sich die Symptome des Mädchens auch deutlich, weitere Einheiten waren für die Familie aber nicht leistbar. Durch die Förderung des Fonds Kinder.Gesundheit.Sichern konnten weitere Einheiten ermöglicht werden, die die Krankenkasse nicht abdeckt.
Die grundlegende Problemlage der Familien erläutert Volkshilfe-Präsident Ewald Sacher so: „Es gibt zu wenig kostenfreie Therapieplätze und die Wartezeiten sind zu lange. Der gängige Modus des Vorauszahlens von Therapieblöcken verursacht darüber hinaus einen hohen finanziellen Druck, beziehungsweise verunmöglicht die Inanspruchnahme für armutsgefährdete Familien überhaupt.“
Fehlende Antibiotika als weitere Problemlage
In den Gesprächen mit den Familien taucht noch eine weitere Problematik auf: die aktuellen Engpässe bei Medikamenten und Antibiotika. Armutsbetroffene Familien haben oft weniger Zeitressourcen zur Verfügung, um sich auf die Suche nach einer Apotheke zu machen, die das benötigte Medikament noch führt, oder fehlende finanzielle Möglichkeiten um es alternativ teurer online zu bestellen. Der Versorgungsengpass trifft also armutsbetroffene Kinder stärker als andere.
Prävention um Langzeitschäden zu verhindern
Ein bewusster Schwerpunkt des Kindergesundheitsfonds liegt auch auf der Prävention. Rund ein Drittel aller Unterstützungen fließt in diesen Bereich, um Langzeitschäden von vornherein zu vermeiden. Vor allem geht es hier um die Förderung von Bewegung und sportlichen Aktivitäten. Hier hilft der Fonds rasch und unbürokratisch.
Um die Lage für alle armutsbetroffenen Kinder in Österreich nachhaltig zu ändern, bedarf es aber struktureller Verbesserungen, wie den raschen Ausbau kassenfinanzierter Therapiemöglichkeiten für Kinder und Jugendliche und das Ende der Kontingentierung bei Psychotherapieplätzen auch für über 18-Jährige. „Schon vor der Pandemie haben 80.000 kassenfinanzierte Therapieplätze für Kinder und Jugendliche gefehlt, der Ausbau hinkt hinterher, zehntausende Kinder blieben so unbehandelt.“ so Sacher abschließend.
Der Fonds Kinder.Gesundheit.Sichern wird von der Wiener Städtischen Versicherung AG Vienna Insurance Group & dem Wiener Städtische Versicherungsverein unterstützt.
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6. April 2023