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Das war das Volkshilfe-Symposium 2025

„Mir is so heiß!“ Klimakrise & Kinderarmut

Wenn Klimakrise zur sozialen Frage wird

Das Symposium „Mir is so heiß!“ Klimakrise & Kinderarmut zeigte eindrucksvoll, was längst Realität ist: Die Klimakrise trifft nicht alle gleich. Hitze, schlechte Wohnverhältnisse und steigende Belastungen verschärfen Armut und Armut verstärkt die Folgen der Klimakrise. Wissenschaft, Praxis und junge Stimmen machten deutlich, dass es jetzt um klimasoziale Verantwortung geht und darum, Kinder nicht länger allein zu lassen.

„Wir freuen uns sehr, dass der Kreis der Interessierten jedes Jahr ein bisschen größer wird“, so Judith Ranftler, Bereichsleitung der Abteilungen Soziale Arbeit, Pflege, Forschung und Sozialpolitik, die durch das Programm des diesjährigen Symposiums führte. Die Volkshilfe rückte dieses Thema heuer ins Zentrum, weil die Klimakrise besonders dort wirkt, wo Armut bereits besteht – und Armut die Auswirkungen der Klimakrise verschlimmert. Das Symposium sollte unterschiedliche Perspektiven sichtbar machen und Austausch ermöglichen. Der Saal war voll besetzt, überwiegend mit jungen Besucher*innen, ein deutliches Zeichen dafür, wie sehr die Klimakrise ihre Generation bewegt.

Als Gastgeberin des Hauses begrüßte Esther Holland-Merten, künstlerische Geschäftsführung des Theaters am Werk, die Besucher*innen. Sie beschrieb, warum das Theater am Werk diesem Symposium Raum gibt: „Kunst und gesellschaftliche Verantwortung gehören zusammen, besonders wenn es darum geht, Menschen sichtbar zu machen, die oft übersehen werden.“
 

In seiner Eröffnungsrede stellte Ewald Sacher, Präsident der Volkshilfe Österreich, den Zusammenhang von Armut, Klimarisiken und sozialer Sicherheit klar heraus. Er erinnerte an die Hochwasserkatastrophe im Kremstal, bei der eine Großmutter mit zwei Enkelkindern plötzlich vor zerstörter Existenz stand. Diese Beispiele zeigten, dass Extremwetter kein abstraktes Zukunftsszenario mehr ist. „Die Lasten tragen jene, die am wenigsten dafür können“, sagte er und forderte klimasoziale Maßnahmen ohne Aufschub.
 

Daran knüpfte Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich, an und rückte die politische Ebene in den Fokus. Er betonte, dass die Halbierung der Kinderarmut im Regierungsprogramm verankert ist und die Kindergrundsicherung ein wesentlicher Schritt bleibt. Er zeigte auf, wie stark Hitze für Familien in überbelegten Wohnungen zur täglichen Belastung wird. „Wir bekämpfen Armut, nicht die armen Menschen“, betonte er und erinnerte daran, dass soziale Sicherheit ein aktiver Beitrag zur Demokratie ist.
 

Edeltraud Glettler, Sektionschefin im Sozialministerium, brachte zentrale Daten mit. Schlecht isolierte Wohnungen erreichen bis zu 35 Grad, 240.000 Kinder leben in überbelegten Haushalten und 115.000 sind hoher Luftverschmutzung ausgesetzt. Hitze ist ein Gesundheitsrisiko, besonders für Babys, Kleinkinder und armutsbetroffene Familien. „Die Klimakrise trifft uns alle, aber nicht alle gleich“, so Glettler.
 

Wie sich die Klimakrise im Alltag zeigt, schilderte Johanna Reithner, Leiterin Soziale Arbeit der Volkshilfe Wien. Sie berichtete von überhitzten Wohnungen ohne Rückzugsmöglichkeiten und davon, dass Einsätze wie mobile Dienste an besonders heißen Tagen kaum durchführbar sind oder verschoben werden müssen. Besonders belastet seien Kleinkinder und Schwangere. „Im Sommer fühlt sich alles pickig an – stressig und bedrückend“, sagte sie und machte deutlich, dass die Klimakrise Alltag verändert.


Den analytischen Rahmen legte Melanie Pichler, Professorin für Soziale Ökologie an der BOKU, dar. Sie zeigte, dass Klimagerechtigkeit mehrere Dimensionen umfasst: Verteilung, Beteiligung, Anerkennung und historische Verantwortung. Besonders eindrücklich war ihre Analyse der Emissionsunterschiede: Höhere Einkommen verursachen deutlich mehr CO₂, während niedrigere Einkommen stärker einsparen, oft aus Zwang und nicht aus Wahlfreiheit. „Höheres Einkommen bedeutet höheren Ressourcenverbrauch! Das entkräftet viele Mythen“, sagte sie und betonte, dass klimawirksame Maßnahmen sozial ausgewogen gestaltet werden müssen.
 

Andrea Schmidt, Leiterin des Kompetenzzentrums Klima und Gesundheit bei der Gesundheit Österreich GmbH, verwies auf die besondere Hitzebelastung für Säuglinge und Kleinkinder. Ernest Aigner, Klima und Infrastrukturforscher an der Leuphana Universität Lüneburg, zeigte, dass schlecht gedämmte und überbelegte Wohnungen zum Gesundheitsrisiko werden. Hanna Lichtenberger, Leitung der Abteilung Forschung und Sozialpolitik der Volkshilfe Österreich, betonte, dass Kinder doppelt verlieren: „Kinder aus armutsbetroffenen Haushalten haben weniger Möglichkeiten, Hitze auszuweichen.“ Gefordert seien Hitzeoasen und direkte Unterstützung für Haushalte mit wenig Einkommen.


Ein emotionaler Höhepunkt mit tosendem Applaus folgte, als die Kinderfreunde Österreich ihre Kinder-Klimadeklaration präsentierten. Sie sprachen über Hitze in Wohnungen, fehlende Grünflächen, sichere Schulwege und den Wunsch, mitreden zu dürfen. „Wir wollen eine Zukunft, in der alle Kinder gut leben können“, lautete ihre Botschaft, verbunden mit der Erinnerung, dass jene, die am längsten mit den Folgen leben, am seltensten gefragt werden.
 

Mit dem Blick auf Gesundheit und Extremwetter zeigte Christina Lampl, Expertin für Klima und Gesundheit bei der Gesundheit Österreich GmbH, wie Hochwasser und feuchte Wohnungen langfristige Risiken erhöhen: Schimmel, Atemwegsprobleme, psychische Belastung und soziale Isolation. Armutsbetroffene Haushalte wohnen häufiger in Risikogebieten, nicht aus Wahl, sondern aus Not. „Klimarisiken treffen Kinder ungleich und die Folgen sind deutlich sichtbar“, warnte Lampl eindringlich und forderte kindgerechte Anpassungsmaßnahmen.


Marie Chahrour, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Forschung und Sozialpolitik der Volkshilfe Österreich, betonte, dass Familien kühle Aufenthaltsorte, präventive Beratung und finanzielle Entlastung brauchen. Gemeinsam mit ihr unterstrich Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich, die politische Dimension sozialer Unterstützung. „Soziale Arbeit ist oft die erste Stelle, an die sich Familien wenden und sie braucht dafür die nötigen Rahmenbedingungen.


In der abschließenden Podiumsdiskussion unter der Leitung von Judith Ranftler, sprachen Anja Haider-Wallner, Landeshauptmann-Stellvertreterin im Burgenland, die Grünen, Teresa Tausch, „Fridays for Future“ und Bündnis „Wir fahren gemeinsam“, Katharina Rogenhofer, Klimaexpertin und Vorständin des Kontext Instituts und Sara Schaar, SPÖ Kärnten, darüber, wie klimasoziale Politik in die Umsetzung kommt. Ihre Kernbotschaften waren klar: Klimapolitik braucht Mut, Ehrlichkeit und Gerechtigkeit, Menschen steigen ein, wenn sich ihr Alltag verbessert, Lösungen müssen leistbar sein und niemanden ausschließen und soziale Sicherheit ist die Basis für Veränderung.

Judith Ranftler beendete den Nachmittag mit viel Zuversicht: „Wissen, Erfahrung und Engagement sind da! Jetzt machen wir was draus.“