Die Demokratie steht derzeit auf dem Prüfstand. Kriege, Klimakrise und rechtsextreme Wahlerfolge stellen global eine enorme Herausforderung dar. Deshalb braucht es jetzt eine starke und engagierte Zivilgesellschaft.
Politische Partizipation ist jedoch nicht für alle möglich. Besonders armutsbetroffene und junge Menschen werden in politischen Prozessen marginalisiert, dabei verdienen gerade sie besondere Aufmerksamkeit. Unser diesjähriges Symposium hat sich in fünf spannenden Keynotes damit beschäftigt, wie man ihnen mehr politische Mitgestaltung ermöglichen kann.
Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz Johannes Rauch sah in seinem Grußwort den Staat in der Verantwortung, soziale Ausgaben als Zukunftsinvestitionen zu verstehen. Besonders die Kindergrundsicherung sei ein wichtiges Instrument gegen Ungleichheit und zur Stärkung der Demokratie. In Anbetracht der weltpolitischen Lage appellierte er an die Teilnehmenden: „Kämpft weiter, setzt euch ein. Resignation ist die falsche Antwort.“
Erich Fenninger, Geschäftsführer der Volkshilfe Österreich, nahm auch die Volkshilfe in die Pflicht, einen Beitrag zur Stärkung der Demokratie zu leisten. Hierfür müsse die Ermächtigung der Subjekte im Zentrum stehen. „Die Soziale Zusammen Arbeit ist eine progressive Form der Sozialen Arbeit, die Benachteiligungen beseitigt und ein gutes Leben für alle ermöglicht.“
Tamara Ehs, selbstständige Demokratieberaterin (Demokratieberatung Ehs & Fils) und politische Bildnerin, arbeitet in der Demokratieberatung und erklärte, dass gerade armutsbetroffene Menschen oft nicht wählen gehen, weil sie den Eindruck haben, dass sich ihre Situation dadurch nicht ändert. Dieses negative Politikverhältnis wirkt sich auf das Demokratieverständnis der jüngeren Generationen aus. „Die österreichische Demokratie weist zahlreiche Schieflagen auf – ökonomisch, demografisch, nach sozialem Status. All das kumuliert dann bei armutsbetroffenen Kindern und Jugendlichen, die in diesen Haushalten aufwachsen.“
Magdalena Schwarz, Leiterin des Teams Jugendbildung und Vermittlung in der Abteilung Lehrausbildung und Bildungspolitik der AK Wien, präsentierte den Jugendmonitor der Arbeiterkammer. Er zeigt, dass junge Menschen durch Krisen stark betroffen sind, sich von der Politik jedoch nicht ausreichend repräsentiert fühlen. Hier sah Schwarz ein großes Versäumnis: „Junge Menschen sind die Gegenwart. In dieser Gegenwart haben sie Rechte, und genau diese Rechte müssen verwirklicht werden!“
Sozialarbeiter Fabian Reicher berichtete über seine Arbeit mit armutsbetroffenen Jugendlichen: „Ich arbeite sehr gerne mit Jugendlichen, vor allem deswegen, weil es da noch dieses Ungerechtigkeitsempfinden und diese Wut auf die Welt gibt.“ Diese Wut kanalisierte er mit ihnen und erstellte daraus Inhalte für TikTok.
Judith Ranftler, Leiterin des Bereichs Soziale Arbeit, Forschung und Sozialpolitik der Volkshilfe Österreich, und Hanna Lichtenberger, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Fachexpertin für Sozialpolitik bei der Volkshilfe Österreich, berichten aus ihrer Forschung zum Politikverständnis von armutsbetroffenen Kindern. Schule nehmen sie nicht als demokratischen Ort wahr. „Das Lernen, dass ihre Meinung in der Schule wenig zählt, dass man dort nicht mitbestimmen darf, verhindert auch das Lernen von Demokratie in der Gesellschaft“, erklärt Hanna Lichtenberger.
In der Pause zwischen den spannenden Vorträgen war es außerdem möglich sich über verschiedene Projekte und Partizipationsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche von bOJA, der Bundesjugendvertretung, den Österreichischen Kinderfreunden, WienXtra und der Volkshilfe Österreich auszutauschen.
Wir bedanken uns bei allen Expert*innen für ihre interessanten Vorträge, Asta Krejci-Sebesta für ihre tolle Moderation und dem Team vor Ort für die hervorragende Organisation. Ein weiterer Dank gilt außerdem dem Theater Otto Wagner Areal, Trzesniewski, Puls24/joyn, ProSiebenSat1.Puls4 und unserem Fördergeber dem Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz.